Sonntag, Oktober 01, 2006

Freiheit, Freiheit

Heute hieß es früh aus den Federn. Um 10 Uhr stand unser Besuch der Jumeirah Beach Mosque auf dem Programm. Es ist eine wirklich wunderschöne Moschee und die einzige in den Arabischen Emiraten, die Nicht-Moslems Zutritt gewährt. Ich freute mich schon sehr darauf, denn es versprach sehr interessant zu werden! Ein paar Vorbereitungen mussten wir treffen - lange Hosen, eine Jacke um die Arme zu bedecken und für mich noch einen Schal als Kopfbedeckung.

Allerdings war ich nicht sicher, ob wir es rechtzeitig schaffen würden. Schließlich ist Sonntag hier der erste Tag der Arbeitswoche und das Taxi brauchte geschlagene 20 Minuten um uns abzuholen. Ich fragte den Fahrer, ob er es bis 10 Uhr schaffen würde und er versprach, sein möglichstes zu tun. Dementsprechend flott ging es über die Sheikh Zayed Road.

Wir waren tatsächlich pünktlich - trotz Berufsverkehr. Damit hatte er sich ein ordentliches Trinkgeld verdient. Vor der Jumeirah Beach Mosque warteten schon eine ganze Reihe von Leuten. Wir meldeten uns bei einer Frau für die Führung an und erhielten eine Infobroschüre. Außerdem fragte sie mich, ob ich etwas zum Anziehen dabei hätte. Andernfalls gab es Abayas und Sheylas.

Ich verneinte erst und sagte, ich hätte etwas dabei. Aber es reizte mich, den tradionellen Dress der arabischen Frauen anzuprobieren. Ich überlegt noch kurz hin und her und ließ mir schließlich doch eine Abaya geben. Der schwarze Stoff war sehr fein und luftig. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es sich darin selbst bei heißeren Temperaturen noch ganz gut aushalten ließ. Dann begann die Führung.

Ein Araber stellte sich als unser heutiger "Guide" vor und begrüßte uns. Er würde uns den islamischen Glauben und seine Rituale erklären. Zunächst ging es zur Waschstelle. Jeder Moslem soll sich gründlich waschen, bevor er die Moschee zum Gebet betritt - das Gesicht inklusive Ohren, sowie Hände, Arme und Füße. Nun hieß es Schuhe aus und wir betraten die Moschee.

Es war ein großer Raum. Die Fenster waren mit Mosaiken verziert. Auf dem Boden gab es einen Teppich mit großen Linien. Direkt gegenüber dem Eingang war eine Art kleiner Rundbogen. Dort stand der Imam und leitete das Gebet - so erklärte uns unser Guide. Dann sang er uns vor, wie normalerweise zum Gebet gerufen wurde.

Das geschieht fünf Mal am Tag - Fjar (morgens),Juma (mittags), Asr (nachmittags), Maghrib (abends) und Isha (nachts). Der Ruf zum Gebet - Adhan - lautet in etwa "Gott ist groß. Es gibt keinen anderen Gott außer Gott. Mohammed ist sein Prohet. Kommt zum Gebet. Kommt zur Vergebung. Gott ist wunderbar."

Er zeigte und erklärte, wie das Gebet dann abläuft. Um sich gegenseitig nicht vom Gebet abzulenken, stehen die Frauen auf der linken Seite und die Männer auf der rechten Seite. Diese Trennung wird häufig aber nur am Freitag eingehalten, wenn die Moschee wirklich voll ist. Für Frauen gibt es außerdem eine eigene Waschstelle sowie einen Bereich für Kinder.

Dann darf gefragt werden. So erfahren wir auch, dass die traditionelle Kleidung der Araber - dishdasha für die Männer und abaya für die Frauen - nicht
religiösen Ursprungs ist. Vielmehr geht sie zurück auf Anfang des 20. Jahrhunderts und ist bis heute eine rein modische Sache. Auch die Farbe tut nichts zur Sache. Im Nachbarstaat Oman tragen die Frauen sehr bunte Gewänder, während in Dubai eher Schwarz im Trend steht.

Die Familie steht nach wie vor im Zentrum des arabischen Lebens. Natürlich ist es nicht immer einfach, die islamischen Werte mit der modernen Umwelt in Einklang zu bringen. Aber unser Guide sagte, er selbst würde einfach versuchen, der beste Freund seiner Kinder zu sein. So lange sie zu ihm kommen und mit ihm über alles reden, habe er die Chance ihnen auch den Blick für Werte und Moralvorstellungen zu vermitteln. Eine gute Einstellung wie ich finde.

Insgesamt ein wirklich spannender und aufschlussreicher Vormittag!
Vor der Moschee nahmen wir uns ein Taxi und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Das war zum Glück nicht mehr so weit, dauerte aber dank des Verkehrs fast eine halbe Stunde. So - da standen wir also nun in der Eingangshalle und hatten ungefähr 20 Anbieter von Leihwagen. Die Qual der Wahl war also groß.

Wir steuerten also erstmal auf den Erstbesten zu und erkundigten uns nach den Preisen. 480 Dirham für 2 Tage für den kleinsten verfügbaren Wagen. Das war nun nicht gerade günstig. Also weiter zum nächsten. Die hatten jedoch keinen Wagen mehr. Alle Ausgebucht. Wieder weiter. Nun hatten wir mehr Erfolg. 310 Dirham. Annehmbar! Wir griffen zu. Kurz den Vertrag unterschreiben und dann führte uns jemand zum Wagen.

Es war grün! Ein grüner Chevrolet Aveo. Richtig zum Knutschen! Und das Grün war natürlich genau mein Ding. Grinsend nahm ich die Wagenschlüssel entgegen. Aber Christian wollte gerne fahren. Da ich bisher keine Erfahrung mit Automatik hatte, war ich einverstanden. Nun hieß es also nur, vom Flughafen nach Hause finden. Konnte ja nicht so schwer sein - oder doch?

Wir drehten erstmal eine Ehrenrunde, da wir uns beim ersten Mal über die Richtung nicht einig werden konnten. Und lagen richtig! Nun war auch Jebel Ali ausgeschildert. Bis auf den Verkehr also alles klar. Als wir schließlich zu Hause ankamen, gönnten wir uns erstmal ein ausgiebiges, spätes Frühstück. Dann packten wir unsere Sachen und auf ging's in Richtung Strand. Diesmal war ich aber an der Reihe mit Fahren. *strahl*

Der Verkehr war doch weitaus weniger schlimm zu handhaben als ich angenommen hatte. Was für ein freies Gefühl! Ein eigenes Auto zu haben und unabhängig zu sein hatte doch etwas für sich. Toby und Alex waren schon am Strand als wir eintrudelten. Wir machten es uns gemütlich und dann ging's erstmal wieder eine Runde schwimmen. Das Wasser war sogar fast ein wenig frisch. Wir genossen das Planschen und das anschließende Aufwärmen in der Sonne. Ein bißchen rumschlummern und braun werden - und schon kam die Dämmerung.

Da heute ausnahmsweise ein paar Wolkenfetzen am Himmel zu sehen waren, konnte man richtig beobachten, wie schnell die Sonne in Richtung Horizont sank. Also ab zum Auto. Auf dem Rückweg kam uns die Idee, noch einen kurzen Foto-Stop beim Burj Al Arab einzulegen. Kurz vorher fuhren wir in eine Seitenstraße und landeten am Strand - mit perfekter Sicht auf das 7-Sterne-Hotel. Anscheinend hatten wir auch den Zeitpunkt geschickt gewählt, denn es fing an im 20-Sekunden-Takt die Farben zu wechseln. Die Show war ganz nett und ich knippste mal wieder fleißig.

Nun aber wirklich ab nach Hause - HUNGER! Stand nur die Überlegung im Raum "Selber kochen oder kochen lassen"? Wir entschieden uns für "Kochen lassen" und trabten in die Mall. Nachdem wir uns im FoodCourt gestärkt hatten, bummelten wir noch ganz gemütlich ein bißchen herum und unterhielten uns. Der entspannte Ausklang eines schönen Tages.