Mittwoch, September 27, 2006

Eine ganz andere Welt

Montag und Dienstag habe ich ganz normal gearbeitet. Christian hatte zum Glück auch noch ein bißchen was zu arbeiten und verbrachte einen Teil seiner Zeit am Pool. Abends bummelten wir noch ganz gemütlich ein bißchen durch die Mall. Dank Ramadan hat die Mall komplett bis 12 Uhr geöffnet und der FoodCourt sogar bis 1 Uhr.

Heute ging's dann los mit unserer Sightseeing-Tour. Das Heritage- und Diving Village in Dubai klang ziemlich interessant. Außerdem buchte ich eine Dubai City Tour für den nächsten Tag. Mal richtig einen auf Touri machen. :-)


Wir gönnten uns ein entspanntes Frühstück und machten uns gegen frühen Nachmittag auf in Richtung Dubai City. Wahrscheinlich hätten wir noch etwas früher aufbrechen sollen - denn etwa auf der Hälfte des Weges gerieten wir in einen Stau. Und der zog sich dann auch wirklich komplett bis in die Stadtmitte. Somit verbrachten wir also etwa eine Stunde im Taxi. Auf Höhe des Dubai Museums entschieden wir uns dazu, auszusteigen und den Rest des Weges zu Fuß zu bewältigen.

Mitten in diesem alten Teil der Stadt eröffnete sich uns nun doch eine ganz andere Welt, als das was ich bisher von Dubai gesehen hatte. Hier gab es kaum ein weißes Gesicht. Die meisten sind Inder oder Pakistanis. Die Straßen und Gassen sind eng und stickig. Überall gibt es winzige Läden mit leuchtend bunter Werbung und Lichtreklamen. Besonders gewöhnungsbedürftig waren die Blicke der Männer. Viele starten mich ganz unverhohlen an. Sobald sie Christians Blick trafen, schauten sie jedoch weg. So ganz wohl war mir dabei nicht immer, aber ich versuchte es einfach zu ignorieren. So "exotisch" war ich mir noch nie vorgekommen.

Es war nicht mehr weit. Wir schlenderten am Creek entlang. Es war immer noch ziemlich heiß - und aufgrund von Ramadan durften wir in der Öffentlichkeit weder etwas essen noch etwas trinken. Etwas anstrengend bei diesen Temperaturen. Als erstes sahen wir uns das Sheikh Saeed Al Maktoum's House an. Es ist das Haus des ehemaligen Herrsches von Dubai und wurde 1896 errichtet. Vor einigen Jahren wurde es restauriert und in ein Museum umgewandelt. Es gibt viele Fotografien und Erklärungen zum Leben in Dubai vor dem Öl.

Die Räume waren alle klimatisiert und somit eine angenehme Abwechslung. Auf dem Dach fanden wir dann auch eine kleine Nische, wo wir erstmal in Ruhe etwas trinken konnten.

Das Heritage- und Diving-Village fiel leider ebenfalls Ramadan "zum Opfer". Es war rein gar nichts los. Normalerweise sollten hier typisch arabische Handwerker demonstrieren, wie das Leben in Dubai früher aussah. Stattdessen gab es nur leere Hütten. Soviel also dazu. *hmpf* Sightseeing während Ramadan zu betreiben ist also wirklich nicht die beste Idee. Wir überlegten noch, ob es sich lohnen würde, weiter in Richtung der Creek-Mündung zu laufen - entschieden uns dann aber doch dagegen. Am Creek entlang begannen die Restaurants, sich auf Iftar vorzubereiten - Buffets wurden aufgebaut, Tische zurecht gerückt, Karten ausgeteilt.

Wir liefen zurück in Richtung des Dubai Museums. Auf dem Weg rief ich Maren an und fragte, wo wir uns am besten treffen könnten. Sie wollte uns heute abend über die Souks führen. Sie war noch an der Arbeit - wollte sich aber melden, sobald sie Feierabend hatte. Also bummelten wir noch ein wenig über den Textil-Souk und durch das Bastakiya-Viertel. Bastakiya ist ein altes Viertel mit historischen Häusern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts dort entstanden. Durch die kleinen Gassen zu laufen war wirklich schön. Es hatte eine ganz eigene Atmosphäre - nicht so wie die vollgestopften Straßen mit Leuchtreklamen von Bur Dubai.

Langsam ging auch die Sonne unter und dann hörten wir schließlich den Ruf zum Abendgebet - Zeit das Fasten zu brechen! Da Christian der Magen schon in den Knien hing, machten wir uns auf die Suche, nach etwas essbarem - und fanden ein KFC. Nun merkte ich, dass ich auch wirklich Hunger hatte.

Fast hätten wir Marens Anruf verpasst. Wir verabredeten uns vorm Dubai Museum. Und dann konnte es losgehen. Zunächst setzen wir mit einer Dhow (einem kleinen Holzboot) auf die andere Seite des Creeks über. Von dort liefen wir zunächst zum Gewürzsouk. Der Souk ist dabei nicht ein Platz aus alten Holständen - so wie ich mir das vorgstellt hatte. Er besteht viel mehr aus kleinen Gässchen in denen sich ein kleiner Laden an den nächsten reiht. Und im Prinzip bietet jeder Laden fast dasselbe an.

Wir bogen in eins der Gässchen und wurden schon direkt in Beschlag genommen. "Hello, how are you? Where are you from? Germany?" Und dann ging es erst richtig los. Da konnte dieser Händler doch tatsächlich deutsch. Wir waren von den Socken. Auf einen Blick hatte er uns als Deutsche eingestuft und begann die Gewürze auf Deutsch herunter zu rattern. "Grob. Fein. Gemahlen." Wir sollten einfach in Ruhe einen Blick in seinen Laden werfen und uns umschauen.

Dort erzählte uns schon der nächste, was er an Gewürzen zu bieten hatte. Ich konnte nur noch lachen. Wir ergriffen dann auch erstmal die Flucht. Aber das Schauspiel fing bei jedem Laden auf's neue an. Bis einer fragte woher aus Deutschland wird denn nun kämen - Stuttgart. "Ah - Schawabbe. Schaffe, schaffe, Hausle baue". Wir konnten nicht anders - und mussten lachen. Unglaublich, dass derartiges doch wirklich bis nach Dubai vordringt. So viel also zum Bild über unsere schwäbelnden Mitbürger. *grins* Christian war nun endgültig dafür, den Souk umgehend fluchtartig zu verlassen. Also führte uns Maren weiter in Richtung Gold-Souk.

Der Gold-Souk ist im Prinzip die Aneinanderreihung kleiner Juwelierläden unter einer holzüberdachten Gasse. In den Schaufenstern hing unmengen von Goldschmuck. Armreifen, Halsketten, Ohrringe in allen Formen und Größen. Und einige waren wirklich gigantisch. Keine Ahnung, wie man sowas überhaupt tragen wollte. Von den Seiten kamen immer wieder Typen an und fragten "Handbags, Miss? Gucci, Versage..." und Christian wurden Uhren angeboten. Auch hier natürlich nur das "Beste vom Besten". Maren sagte, sie würden einen dann in eine kleine Gasse mitnehmen und dann hätte man unzählige Taschen zur Auswahl. Es wäre wohl schon ganz lustig. Aber vielleicht doch eher ein ander Mal.

Christian war mittlerweile doch etwas fertig von der ganzen Rumrennerei und so gönnten wir uns einen frisch gepressten Saft an einer kleinen Bude nahe der Straße. So konnten wir in Ruhe das geschäftige Treiben um uns herum betrachten. Es erinnerte mich irgendwie an einen Bienenstock - ein permanentes Brummen und Wuseln.

Maren wollte uns noch zu einem dritten Souk führen. Der war allerdings etwas schwieriger zu finden - und so langsam machten sich die Strapazen des Tages bemerkbar. Also entschieden wir uns dann doch für den Weg zurück zu den Dhows. Noch ein Mal übersetzen über den Creek. Und dann nahmen wir uns ein Taxi. Völlig geschafft und voll mit neuen Eindrücken. Zurück in den Gardens.